Kaseburg und Pritter - Stadtteile von Swinemünde

Kaseburg: Bis zum Bau der Kaiserfahrt, einem 5,1 Kilometer langen, 80 Meter breiten und 9 Meter tiefen Durchstich von der Alten Swine zum Stettiner Haff, die nach sechsjähriger Bauzeit im Jahre 1880 fertig gestellt worden war, lag Kaseburg auf dem östlichsten Zipfel der Insel Usedom. Man konnte trockenen Fußes von Swinemünde oder Kamminke durch die Kaseburger Heide zum alten pommerschen Fischer- und Bauerndorf Kaseburg wandern. Nun aber war eine neue Insel entstanden, verkehrstechnisch sehr zum Nachteil ihrer Bewohner, die als Entschädigung unentgeltlich die Fähre über die Swine benutzen durften, wenn sie auf die Insel Usedom wollten. Ein Privileg, das die Stadt Swinemünde im Verlaufe der Zeit teuer zu stehen kam. Die Kaseburger ließen es sich jedoch nicht abkaufen. Die Kaiserfahrt erleichterte die Weiterfahrt der großen Schiffe von Swinemünde nach Stettin bzw. machte sie erst möglich. Vorher wurde mit geleichterten bzw. kleineren Schiffen die Alte Swine befahren, die sich mühsam und recht flach durch den Großen Vietziger See, den größten See der Insel Wollin, schlängelt. Im Delta dieses Mündungsarmes der Oder befinden sich mehr als 40 kleinere unbewohnte Inseln.
 Kurz vor dem Ort liegt rechterhand an der Kaiserfahrt ein Überbleibsel des Krieges, der ehemalige Schnellboothafen (oft auch als „U-Boot-Hafen“ bezeichnet). Hier war 1944 die 4. Schulungsflotte der Kriegsmarine stationiert.
 Im Ort selbst, der an einem blinden Arm der Alten Swine, die Heidfahrt oder das Ryck genannt, fällt zunächst die „Marina“ (links der Straße) auf. Haubentaucher, Blesshühner, Stockenten und Schwäne tummeln sich davor auf dem von Schilf eingesäumtem Flussarm.  Hier kann man mit seiner Yacht anlegen, ein Boot ausleihen, speisen oder einen Bungalow unmittelbar am Wasser mieten. Insbesondere im Sommer ist Kaseburg ein beliebter Ausflugsort. Hier finden nicht nur die Swinemünder, sondern auch viele Deutsche Ruhe und Entspannung. Auch ein Campingplatz erwartet in Kaseburg seine Besucher.
 An der Dorfstraße, die beidseitig von zwei Reihen alter Bäume eingefasst ist, liegt die Marienkirche, die bereits im 15.Jahrhundert errichtete, gotische Dorfkirche. Ihre heutige Form hatte sie 1826 durch Schinkel erhalten. Man erzählt sich, dass der Schwedenkönig Gustav Adolf, der während des Dreißigjährigen Krieges zu Mittsommer 1630 mit seinen Soldaten in der Nähe von Peenemünde angelandet war, vor dem Weitermarsch nach Wollin in Kaseburg Halt gemacht hatte. Er soll zwischen dem 14. und 19.Juli im dortigen Pfarrhaus genächtigt und sein Frühstück unter den alten Kastanien eingenommen haben, bevor er daran ging, die „Kaiserlichen“ unter Wallenstein von der Insel Wollin zu vertreiben. Für die Bewohner von Usedom und Wollin folgte die bis 1720 währende schwedische Besatzungszeit.  Der im Jahre 1242 erstmals urkundlich erwähnte Ort hat also eine sehr viel längere Geschichte als die Stadt Swinemünde, die erst 1765 gegründet worden war. Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass hier das älteste historische Fundstück auf der Insel Usedom, eine arabische Münze aus dem Jahre 718 gefunden wurde.
 Die Kaiserfahrt heißt heute in Polen "Kanał Piastowski". Vom polnischen Adelsgeschlecht der Piasten, das zwischen dem 10. und 17. Jahrhundert zahlreiche Könige und Herzöge stellte, hat niemand den Kanal passiert, während der deutsche Kaiser Wilhelm II. ihn mit seiner Yacht häufig nutzte.
Pritter ist ein nicht ganz kleines, idyllisch  gelegenes Dorf auf der Insel Wollin, das sich zwischen dem Vietziger See und der Straße von Swinemünde nach Misdroy befindet. Es war früher als Bahnstation bekannt (die erste Station nach Swinemünde auf der Fahrt in Richtung Misdroy, die nächste Station war Liebeseele), ist vom Bahnhof aus jedoch kaum zu sehen. Heute gehört der Ort zur Stadt Swinemünde und kann mit dem Stadtbus erreicht werden.
Es gibt eine Kirche, einen kleinen Hafen für Segelboote und eine Gärtnerei. Auch der kleine Ort Haferhorst gehört zu Pritter.
 

Fotos von Pritter und Kaseburg

Die Kirche von Pritter
Die Kirche von Kaseburg
Blick auf der Swinedelta. Rechts wird Kaseburg sichtbar, im Vordergrund die Kaiserfahrt
Der deutsche Friedhof in Kaseburg
Der ehemalige Schnellboothafen auf der Insel Kaseburg
Die Kaiserfahrt - hier die Molen am Stettiner Haff - trennt Kaseburg von der Insel Usedom
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