Vier Festungen schützten im 19.Jahrhundert Swinemünde

Zur Geschichte der Festungen

Die historischen Festungen Swinemündes sind sehr gut geeignet, dem Besucher wie dem Einheimischen die wechselvolle Geschichte Swinemündes nahe zu bringen.
 Für den Schutz der 1765 gegründeten Stadt war noch um 1800 lediglich eine kleine Invalidenkompanie zuständig, deren Soldaten im Frieden als Handwerker ihr Brot verdienten. Als jedoch im Jahre 1848 der Swinemünder Hafen durch dänische Schiffe blockiert worden war – in der Folge wurde die Arbeitslosigkeit in Swinemünde so groß, dass die Stadt sich entschied, Arbeitsplätze durch den Straßenbau zu schaffen - ging Preußen daran, die Befestigungen der Stadt auszubauen. In der Folgezeit entstanden größere Festungen (Werk I bis IV), zu deren Bau die gesamte örtliche Bevölkerung (auch des Amtes Pudagla) und die Armee verpflichtet wurden. Die Werke I und II waren zunächst Infanterie - Befestigungsanlagen, während die Werke III und IV für die Artillerie ausgebaut wurden.  1853 waren die Projekte so weit gediehen, dass Swinemünde Militärgarnison wurde. Im Jahre 1863 wurde die Stadt zur Festung erklärt. In den folgenden Jahrzehnten arbeitete man ständig an der Vervollkommnung der Verteidigungssysteme. Heute sind drei Festungsanlagen für Besucher zugänglich.
 Die Ostbatterie (jetzt "Fort Gerhard") : Baubeginn war 1856, liegt am rechten Swineufer, auf der Insel Wollin, in der Nähe des Leuchtturmes. Das ganze Gelände war jahrzehntelang überwuchert von Sträuchern und Bäumen. Im Jahre 2001 hat es ein ambitionierter "Festungskommandant" gepachtet und sukzessive restauriert, um es als Attraktion der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der "Kommandant" der Festung - in historischer Uniform mit Pickelhaube - begeistert Erwachsene und Kinder mit Erzählungen über die Geschichte und seinen mit einem Augenzwinkern ausgeführten Exerzierübungen, in welche auch die Besucher einbezogen werden. Auf dem Höhepunkt der Vorführungen wird sogar ein Kanonenschuss ausgelöst. Das Fort steht auch Fahrradtouristen für Grillfeste offen.
 Die Engelsburg (Werk 2, jetzt „Fort Aniola“) liegt am linken Swineufer. Sie hat diesen Namen erhalten, weil sie dem gleichnamigen Mausoleum des römischen Kaisers Hadrian nachempfunden wurde. Angelegt ist die Engelsburg, die früher von einem Wall und einem Wassergraben umgeben war, nach dem Schema einer Redoute. Das monumentale Bauwerk - erbaut von 1855 bis 1858 - besitzt auf drei Etagen 24 Schießscharten für Kanonen. Die Innenräume mit ihren Kreuzgewölben werden heute als Ort für Ausstellungen und Konzerte sowie für gemütliche Gastlichkeit genutzt.
 Die Westbatterie: Ebenfalls am linken Ufer des Swinestromes, am Rande des von Peter Joseph Lenné, seinerzeit Generaldirektor der königlichen Gärten in Preußen, gestalteten Kurparks und nahe der Westmole, befindet sich die Westbatterie (Werk 1 jetzt Zachodni Fort), die auch von einem Wassergraben umgeben war. Sie ist wie die Ostbatterie als Artillerieredoute entstanden. Teile dieser Befestigungsanlage sind inzwischen ebenfalls verpachtet und zugänglich gemacht worden und können gegen eine Gebühr von einem Euro besichtigt werden. In den Räumen der ehemaligen Festung ist ein sehenswertes Museum mit alten Geschützen, Uniformen, historischen Dokumenten und weiteren Exponaten untergebracht worden.
Wer nun meint, für Konzerte, Grillabende und gemütliche Gastlichkeit oder gar Ulk sei hier angesichts möglicherweise versenkter Schiffe, getöteter Matrosen oder anderer Kriegsgräuel nicht der rechte Platz, dem sei versichert: Es gab nur zwei gefährliche Situationen auf den Festungen. Zum einen war das der Beginn des deutsch-französischen Krieges im Jahre 1870, als vier große französische Kriegsschiffe den Hafen blockierten. Der französische Angriff ließ jedoch auf sich warten und die Blockade ist 1871 mit gegenseitigen Demonstrationen von Stärke beendet worden.
Der zweite besondere Vorfall wurde durch die Meuterei der Besatzung eines deutschen Kreuzers ausgelöst, der im November 1918 vor Swinemünde auf Reede lag. Die Besatzung hatte versucht, die Soldaten und Matrosen der Garnison für ihre Pläne zu gewinnen. Daraufhin wurden auf den Festungen die Kanonen für die Versenkung des Kreuzers vorbereitet, was dazu führte, dass sich die Besatzung ergab. Scharf geschossen wurde von den Festungen in Kriegszeiten nicht! Man kann dort also beruhigt sein Grillsteak mit Ketchup essen und sein Bier oder seinen Rotwein trinken.

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