Das Rathaus

Das alte Rathaus  Swinemündes (nach Robert Burkhardt das einzige bürgerliche historische Gebäude der Stadt) wurde in den Jahren 1805 und 1806 erbaut. Es befindet sich nicht, wie in anderen Städten üblich, in zentraler Lage am Markt, sondern liegt etwas abseits zwischen der ehemaligen Lindenstraße und dem Bollwerk. Lange Zeit war es das alleinige Behördenhaus der Stadt und hat sehr viele bauliche und sonstige Veränderungen erlebt.
 Über viele Jahre beherbergte es u. a. das Gericht, einige Gefängniszellen (sechs für das Gericht, vier für die Stadt), den Magistrat, das Steuer- und Zollamt die Militärwache, das Eichamt, die Sparkasse und die Schifffahrtskommission. Auch die Feuerwehrgeräte waren zeitweise hier untergebracht. Der Gefängnishof befand sich an der Nordseite des Gebäudes. Er war, wie üblich, mit einer hohen Mauer umschlossen.
In das Gebäude hinein führten ursprünglich zwei Holztreppen. Sie wurden später durch Steintreppen ersetzt. Gusseiserne Gitter verzierten und begrenzten sie nun. Die Rathausuhr wurde 1839 in dem eigens dazu neu errichteten Rathausturm aufgehängt. Stifter der Uhr war der Berliner Bankier Isaak Schönlank.
Unzureichende Hafen- und Platzbefestigungen machten das Gebäude noch weit bis ins 19. Jahrhundert hinein für Sturmfluten angreifbar.  Auch sah die Fläche zwischen Rathaus und Bollwerk lange Zeit wenig attraktiv aus. Bis 1796 als Schiffbaustelle genutzt, nahm man sie danach mehr als Lagerfläche, denn als einen repräsentativen öffentlichen Platz wahr.
Swinemünde, als relativ junger Vorhafen Stettins, hatte andere Prioritäten zu setzen. In dem Maße, wie nach und nach die Bedeutung des Hafens durch die Vertiefung und Begradigung der Swine zurückging, wuchs die wirtschaftliche Bedeutung des Badebetriebes für die Stadt. Jetzt war auch ein attraktives Stadtbild gefragt. Als am 07.08.1895 das Denkmal Wilhelms I. in der Nähe des alten Rathauses enthüllt wurde, erhielt der Platz seine endgültige gärtnerische Gestaltung. Das Denkmal wurde von Frau Konsul Emilie Heyse gestiftet und erforderte von der Stadt durchaus nennenswerte Zusatzkosten. Sie wurden jedoch durch eine große Summe Geldes, die der Stadt später laut Testament der Denkmalsstifterin zufiel, mehr als aufgewogen.
Nachdem dann das staatliche Hochbauamt und das Katasteramt im Sommer 1930 ein eigenes Haus bezogen, fand im Obergeschoß das 1911 gegründete Heimatmuseum des Kreises Usedom-Wollin seine Heimstätte. Die Sparkasse belegte das Untergeschoß. Da das Haus das fürchterliche Bombardement der militärisch unbedeutenden Stadt Swinemünde vom 12. März 1945 relativ gut überstand, kann es heute noch als Herberge für das Museum dienen.

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